12/11/2013

Simon Peter Gerz I. - SPG I. - Gerz GmbH - Gerzit GmbH - Klinkro

Kurz vorweg: Zu Lebzeiten von Simon Peter Gerz (SPG) gab es einen zweiten Simon Peter Gerz. Dieser stammte ebenfalls aus einer Töpferfamilie, sein Vater war Inhaber von Gerz & Söhne und sein Sohn Alois Jacob Gerz war Mitbegründer von Roßkopf & Gerz, er selbst aber Hotelier. Um aber Verwechslungen vorzubeugen nannten sie sich Simon Peter Gerz I. und Simon Peter Gerz II.
Gerz war der Onkel von Peter Dümler, dem nachmaligen Mitbegründer von Dümler und Breiden. Dümler wurden im Unternehmen seines Onkels ausgebildet.

Simon Peter Gerz (1830-1893) gründete sein Unternehmen Simon Peter Gerz I. 1857. Die Produktion konnte aber erst 1862 aufgenommen werden, da er erst in diesem Jahr die amtliche Zulassung erhielt. 
In einer Anzeige aus dem Jahre 1883 heißt es über das Unternehmen

      Fabrik antiker reichverzierter Steinzeugwaaren, verschiedenfarbig. Sehr große Auswahl von Gebrauchs- und Luxus-Gegenständen als: Trinkkrüge, Bierservice, Bauchkrüge, Vasen, Pocale, Blumentöpfe, Tabakstöpfe, Teller, Butterdosen, Kaffeekannen, Senftöpchen, Fixbecher, Schankkrüge ect. verbunden mit Zinngießerei, Steinzeugfabrik mit Specialität von verzierten Kaminköpfen auf Schornsteine, Abtritts- und Pissoirtrichter ect.

Antiker heißt in diesem Zusammenhang daß man bei den Entwürfen auf Vorlagen aus der Romanik, Gotik, Renaissance und des Barocks zurück griff. Teilweise wurden Stücke aus (kunstgewerblichen) Museen eins zu ein kopiert, teilweise wurden Stilelemente aus den verschiedenen Stilepochen miteinander kombiniert. Insbesondere erfreuten sich Entwürfe im Stil der Gotik und der Renaissance (s.a. Abb. 1) großer Beliebtheit. 

Im September 1893 stirbt SPG und sein Schwiegersohn Alphons Wilhelm Lötschert wird sein Nachfolger. Unter dessen Ägide werden um 1900 berühmte Künstler wie Peter Behrens (http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Behrens), Albin Müller (http://de.wikipedia.org/wiki/Albin_Müller), Bruno Mauder (http://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Mauder) und andere mit Entwürfen beauftragt. Für diese im Stil des aufkommenden Jugendstils (s.a. Abb. 2) gehaltenen Produkte ist das Unternehmen heute noch berühmt.

1912  wurden im Verbund mit Reinhold Merkelbach, Reinhold Hanke und Walther Müller die Steinzeugwerke Höhr-Grenzhausen G.m.b.H. als Vertriebsorganisation gegründet. Doch die Zeiten hatten sich geändert, der Absatz ging zurück und mit Ausbruch des WWI geriet das Unternehmen immer mehr in wirtschaftliche Schieflage. 1917 mußte die Produktion endgültig eingestellt werden. 
Nach dem Kriege erwarb Albert Breiden, der vormalige Inhaber von Dümler und Breiden, das Unternehmen, als zusätzlichen Investor gewann er Johann Übelacker. Das Unternehmen konnte sich erholen, aber die 1921 einsetzende Inflation machte sämtliche Erfolge wieder zunichte. Die Produktion mußte im April 1923 erneut eingestellt werden und konnte erst im Januar 1924 wieder aufgenommen werden. 
Im Mai 1926 stirb Alfred Breiden und sein Sohn Hermann tritt die Nachfolge an. Erneut kann sich das Unternehmen erholen, da sehr viel für den Export gearbeitet wird. Mit Ausbruch des WWII setzte abermals der Niedergang ein, da die Exportmärkte wegbrechen und spätestens ab 1940 ganz wegfallen. Im Februar 1942 wurde das Unternehmen für einen Kaufpreis von 30! Reichsmark an Dr. Gottfried Pöppighaus veräußert. Im November oder Dezember 1942 wurden die Fabrikanlagen bei einem Bombenangriff in Mitleidenschaft gezogen. 
Nach 1945 wurde die Produktion abermals aufgenommen, während der Wirtschaftswunderzeit wuchs das Unternehmen wieder, neue Fabrikanlagen mußten gebaut werden und die Mitarbeiterzahl wuchs bis auf 300 Leute an. Aber wie bei fast allen deutschen Unternehmen der Keramikindustrie setzte auch hier ein schleichender Niedergang ein und 1997 mußte Insolvenz angemeldet werden. 

Die Namensrechte liegen heute bei der Domex GmbH, einem Hersteller von u.a. Souvenir- und Geschenkartikeln.





Form 339



Form 3335



Form unbekannt
Entwurf nach Motiven des Berliner Malers Heinrich Zille 




Form 1190 - Klinkro



Form 506-18



Marken
Ganz frühe Stücke wurden mit SPG I. in einem Kreis gemarkt. Alle späteren Marken enthalten ein Krug-Symbol.






1 Kommentar:

  1. Your text about the SPG Familly is very interesting and complete. I research this kind of documentation.
    Can I speak with you about a whisky(?)jug with original stopper by SPG. Mark and number 06 or 90 at the bottom. Scene in soft relief: Dutch village (?)boats, open bridge and windmill....
    my email is
    jfbaeta14@yahoo.fr

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