Der Begriff Terra Sigillata bezeichnet eigentlich rotglasierte, gestempelte Tonware der römischen Kaiserzeit, die ihren Ursprung in Arezzo hat. Mit der Ausdehnung des römischen Imperiums wurde sie aber nach und nach in ganz Italien und auch in den Provinzen produziert. Man findet sie überall, wo die Römer ihre Spuren hinterlassen haben.
Anhand der Stempel ließ sich z. B. nachweisen, daß ein Gaius Sentius neben seinem Stammhaus in Arezzo auch Filialen in Lyon und Ephesus unterhielt.
Wormser Terra-Sigillata-GmbH
Der Betriebsleiter der Keramischen Werke Offstein und Worms AG Jean Kling (1878-1946) war so von der römischen Terra Sigillata fasziniert, das er in jahrelangen Experimenten versuchte, eine ähnliche Keramik herzustellen. Im September 1937 schließlich meldete er ein "Verfahren zur Herstellung von Tonwaren mit sammetartigem Glanz vom Aussehen der Terra Sigillata" zum Patent an. Um die Produktion in Gang zu bringen übertrug er 1941 die Rechte zur gewerblichen Nutzung an die Stadt Worms, die sich im Gegenzug dazu verpflichtete eine entsprechende Manufaktur zu errichten. Vorerst wurde dies aber durch den Krieg verhindert. Zu Klings Lebzeiten kam man daher nicht über ein Versuchsstadium hinaus.
1946 konnte dann der Keramiker Willi Jizba aus Teplitz-Schönau als Betriebsleiter mit dem Aufbau einer Manufaktur betraut werden. Zwei Jahre später kamen mit Ernst Baumrücker und Adolf Hausmann zwei Spezialisten für Formgestaltung und Kerbschnitt hinzu. 1949 nahm die "Terra-Sigillata-Manufaktur der Stadt Worms" die Produktion auf. Bereits ein Jahr später übernahm Willi Jizba die Manufaktur in Privathand und nannte sie in "Wormser Terra-Sigillata-Manufaktur" um. Das Herstellungsprogramm umfaßte zuerst zierkeramische Objekte und Keramiken, die sich an römischen Vorbildern (s. Abb. Form 234-2) orientierten. Später kam Gebrauchskeramik hinzu und das Angebot an Zierkeramik wurde um Wandteller, Wandmasken und figürliche Objekte erweitert.
Ein Großteil der Entwürfe für Wandmasken und figürliche Objekte stammt von Kurt Langner. Langner verfügte über eine Ausbildung an der Kunsthandwerkerschule und der Technischen Lehranstalt für Keramik in Eisenach, sowie ein Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Weimar.
Zusätzlich gelang es Willi Jizba seinen ehemaligen Lehrer Prof. Hans Lifka als freien Mitarbeiter zu gewinnen. Hans Lifka war ein Schüler von Michael Polwony und hatte von 1930 bis zur Vertreibung 1945 eine Professur an der Deutschen Staatslehranstalt für Keramik und verwandte Kunstgewerbe in Teplitz-Schönau.
1980 wurde das Unternehmen unter dem Nachfolger von Willi Jizba, Volker Jizba, umstrukturiert. Es erhielt jetzt den Namen "Wormser Keramik GmbH". 1989 wurde der Firmensitz nach Oppenheim verlagert und die Produktion eigener Keramik nahezu eingestellt. Seit dem bezieht man Tee- und Gebrauchsgeschirre als Rohware und beschränkt sich auf die Dekoration.
Die Produktion von Terra Sigillata hatte man aufgrund mangelnder Nachfrage schon längst eingestellt.
Form 309-3
Form 234-2
Marke
(hierbei handelt es sich um einen Stempel, dessen Farbe nicht permanent ist!)
Sofern jemand weitergehende Angaben machen kann (Dekornamen, Entwerfer, Produktionzeitraum ect.) bin ich für jede Mitteilung dankbar.