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11/26/2012

Heiner Hans Körting


Bereits die Eltern von Heiner Hans Körting (1911-1991) unterhielten eine Keramikwerkstatt in Oranienburg. Dort wurden unter anderem die Kacheln für die berühmte Prozessionsstraße und das Ishtar Tor im Vorderasiatischen Museum auf der Berliner Museumsinsel hergestellt. Von 1927 - 1929 absolvierte er eine Lehre in den Oranienburger Werkstätten bei seinen Eltern. Danach besuchte er bis 1931 die Ingenieur- und Werkschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen.
Heiner Hans übernahm 1949 eine Töpferwerkstatt in Dornburg, welche selbst eine "historische" Stätte war. Ursprünglich die Werkstatt von Töpfermeister Max Krehan wurde aus ihr im Mai 1920 die keramische Werkstatt des Bauhauses.
Walter Gropius entdeckte Meister Krehan bei seiner Suche nach einem Töpfer, der sein Handwerk noch im besten Wortsinne von der Pike auf verstand und die Traditionen in Form und Dekor pflegte. So kam es zur Zusammenarbeit und zur Gründung der einzigen Bauhaus-Werkstatt außerhalb Weimars. Neben Max Krehan arbeiteten dort als Gesellen Otto Lindig* und Theodor Bogler. Nach dem Weggang des Bauhauses nach Dessau (wo es keine keramische Ausbildung mehr gab!) 1925 pachtete Otto Lindig die Werkstatt. 1949 verließ er Dornburg und ging nach Hannover.
Dornburg wurde in den nächsten Jahren sozusagen zur Keimzelle der Körting "Dynastie". Neben Heiner Hans arbeiteten dort Gerda (erste Ehefrau von Heiner Hans), Lisa (zweite Ehefrau von Heiner Hans) und die Söhne aus der Ehe mit Gerda Ulrich und Kristian.
Ulrich führt die Werkstatt noch heute. Kristian erhielt seine Ausbildung bei Gerda und Heiner Hans. Später ging er mit Gerda nach Saalfeld, wo sie ein eigenes Atelier eröffnete. Seit 1980 unterhält Kristian eine eigene Werkstatt in Remschütz.

abgeflachte Vase



Ikebana-Vase



runde Vase


Signatur



Literatur von Heiner Hans Körting:
Keramik. Zur Geschichte des Kunsthandwerks in der DDR bis 1960, Nr. 2, Karl-Marx-Universtität Galerie im Hörsaalbau, Leipzig 1981

Literatur zur Familie Körting:
Hans Peter Jacobson: Die Körtings in Dornburg, Posterstein 2000

Eine kleine Werksübersicht findet sich hier:

Informationen zu Kristian findet man unter:

*Aus seiner Schule stammen u.a. Liebfriede Bernstiel, Walburga Külz und Rose Krebs

Wie immer bin ich für jeden weitergehenden Hinweis dankbar.

6/11/2010

Studiokeramik in der DDR

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden sich sämtliche Keramikhersteller auf dem Gebiet der ehemaligen DDR plötzlich in einem total veränderten politischen Umfeld wieder. Während die großen Hersteller wie die Unternehmen des Carstens-Konzerns in Rheinsberg, Gräfenroda oder Georgenthal und andere wie z.B. Elsterwerda ziemlich schnell in Volkseigenen Betriebe umgewandelt wurden, blieben die Familientöpfereien und auch die kleinen Manufakturen vorerst freier in ihrem Unternehmertum und waren nicht so stark in die staatlich gelenkte Wirtschaft eingebunden.
Im Gegensatz zu den durch Planziele und Vorgaben bezüglich des Designs (Formgestaltung in der Terminologie der DDR) gelenkten Produktionen der VEBen konnten sich die kleinen Unternehmen in verschiedenen Nischen einrichten. Sie unterstanden hinsichtlich der Entwicklung von Formen und Dekoren nicht so stark der staatlichen Aufsicht und konnten daher teilweise auch eine eigene Formensprache entwickeln.
Generell kann man sagen, daß sich ihre Inspirationen und Entwicklungen aus zwei Quellen speisen. Dies ist zum einen die traditionelle Töpferei in den verschiedenen Landschaften, wie z.B. in Bürgel, wo Walter Gebauer und Carl Fischer (die beide die Keramische Fachschule in Bunzlau besucht hatten) mit überkommenen Formen und Dekoren experimentierten.
Der andere Impulsgeber kommt aus der Arts and Crafts-Bewegung den deren Ableitungen in Deutschland wie dem Bauhaus und der Burg (gemeint ist Burg Giebichenstein) in Halle. Hier sei auf Hedwig Bollhagen und Heiner Hans Körting verwiesen. Es kam aber auch zu Überschneidungen zwischen dem künstlerischen und dem traditionellen Handwerk; so hatte Walter Gebauer eine Dozentur an der Burg inne.
Einige Töpfereien wie Gramann, Piesche und Kalamba entwickelten eine unverwechselbare Dekorsprache mit einem hohen Wiedererkennungswert, andere wie Heiner Hans Körting und Erhard Goschala befaßten sich weniger mit Dekoren im eigentlichen Sinne, als mit der Oberflächengestaltung und Glasuren und suchten hier nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Nicht unerwähnt bleiben soll, daß aufgrund der (Ein-)Geschlossenheit des Systems DDR die Abnahme handwerklicher Prüfungen sich in den frühen Jahren auf wenige „Fixsterne“ konzentrierte. So hat die inzwischen ältere Töpfergarde wie Herbert Schulze, Christian Richter oder Monika Pritzel ihre Gesellen- oder Meisterprüfung bei Hedwig Bollhagen abgelegt.