6/11/2010

Studiokeramik in der DDR

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden sich sämtliche Keramikhersteller auf dem Gebiet der ehemaligen DDR plötzlich in einem total veränderten politischen Umfeld wieder. Während die großen Hersteller wie die Unternehmen des Carstens-Konzerns in Rheinsberg, Gräfenroda oder Georgenthal und andere wie z.B. Elsterwerda ziemlich schnell in Volkseigenen Betriebe umgewandelt wurden, blieben die Familientöpfereien und auch die kleinen Manufakturen vorerst freier in ihrem Unternehmertum und waren nicht so stark in die staatlich gelenkte Wirtschaft eingebunden.
Im Gegensatz zu den durch Planziele und Vorgaben bezüglich des Designs (Formgestaltung in der Terminologie der DDR) gelenkten Produktionen der VEBen konnten sich die kleinen Unternehmen in verschiedenen Nischen einrichten. Sie unterstanden hinsichtlich der Entwicklung von Formen und Dekoren nicht so stark der staatlichen Aufsicht und konnten daher teilweise auch eine eigene Formensprache entwickeln.
Generell kann man sagen, daß sich ihre Inspirationen und Entwicklungen aus zwei Quellen speisen. Dies ist zum einen die traditionelle Töpferei in den verschiedenen Landschaften, wie z.B. in Bürgel, wo Walter Gebauer und Carl Fischer (die beide die Keramische Fachschule in Bunzlau besucht hatten) mit überkommenen Formen und Dekoren experimentierten.
Der andere Impulsgeber kommt aus der Arts and Crafts-Bewegung den deren Ableitungen in Deutschland wie dem Bauhaus und der Burg (gemeint ist Burg Giebichenstein) in Halle. Hier sei auf Hedwig Bollhagen und Heiner Hans Körting verwiesen. Es kam aber auch zu Überschneidungen zwischen dem künstlerischen und dem traditionellen Handwerk; so hatte Walter Gebauer eine Dozentur an der Burg inne.
Einige Töpfereien wie Gramann, Piesche und Kalamba entwickelten eine unverwechselbare Dekorsprache mit einem hohen Wiedererkennungswert, andere wie Heiner Hans Körting und Erhard Goschala befaßten sich weniger mit Dekoren im eigentlichen Sinne, als mit der Oberflächengestaltung und Glasuren und suchten hier nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Nicht unerwähnt bleiben soll, daß aufgrund der (Ein-)Geschlossenheit des Systems DDR die Abnahme handwerklicher Prüfungen sich in den frühen Jahren auf wenige „Fixsterne“ konzentrierte. So hat die inzwischen ältere Töpfergarde wie Herbert Schulze, Christian Richter oder Monika Pritzel ihre Gesellen- oder Meisterprüfung bei Hedwig Bollhagen abgelegt.

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