4/21/2011

Marzi & Remy

Anton Marzi und Simon Peter Remy legten 1879 den Grundstein für eine Steinzeugmanufaktur. Hergestellt wurden dekorative Bierkrüge mit der typischen Westerwälder Salzglasur. Von Anfang an dabei war auch Gustav Thinwiebel als Modelleur. Er entwarf sehr viele Bierkrüge im sogenannten "altdeutschen" Stil (gemeint sind damit Dekore, die sich an Vorbildern aus der Renaissance orientieren und zwischen 1871 und ca. 1900 besonders beliebt waren). Seine Entwürfe lassen sich leicht daran erkennen, daß sie an einer Stelle im Dekor mit GT signiert sind.
Da es damals üblich war, Bierkrüge mit einem Zinndeckel auszustatten, wurde 1881 eine Zinngießerei eingerichtet.
Ein weiterer Unternehmenserfolg erfolgte 1883, als es erstmalig gelang einen cremefarbenen Scherben herzustellen, daß Elfenbeinsteinzeug. Nun kamen auch weitere Produkte wie Bowlensets und Geschenkartikel hinzu.
Um 1900 gehörte Marzi & Remy zu den führenden Herstellern und konnte bedeutende Designer wie Henry van de Velde, Albin Müller und Peter Behrens für Entwurfstätigkeiten gewinnen.
Zwischen den Kriegen verlief die Unternehmensentwicklung eher wechselhaft, besonders die Rezession zu Beginn der 1930er Jahre hinterließ ihre Spuren. Schließlich wurde kriegsbedingt die Produktion auf einfache Geschirrteile umgestellt.
Nach dem Kriege wurden zwar die Baulichkeiten und damit auch die technischen Einrichtungen modernisiert, aber es blieb vorerst bei den traditionellen Produkten. Erst als 1953 Otto Georg Bühler, der Enkel von Simon Peter Remy die Geschäftsleitung übernahm wurde auch die Produktpalette dem Zeitgeschmack angepaßt.
Bühler trat 1949 nach seinem Abschluß zum Keram-Ingenieur als Assistent des Betriebsleiters in das Unternehmen ein, wechselte 1951 aber zur Porzellanfabrik Christian Seltmann in Weiden, wo er umfassende Erfahrungen mit Massen und Glasuren sammelte.
1953 wurde er an die Unternehmensspitze zurückberufen und ehelichte eine junge Entwerferin namens Erika. Nebenbei arbeitete er auch noch als Keramiker und Entwerfer für Glasuren und Dekore. Nach eigener Aussage hat er ca. 5000 Dekore entworfen.
Erika Bühler legte ebenfalls 1953 eine Kollektion mit asymetrischen Formen vor, wie sie bis dahin nur aus Porzellan bekannt waren.

Anfang der 1980er Jahre geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage; es folgten Konkursverfahren. 1990 kam es zu einer kurzzeitigen Übernahme durch die Steingutfabrik Staffel. Schließlich versuchte der letzte Betriebsleiter Rainer Faber das Unternehmen zu retten. Als "m+r Keramikfabrik GmbH" führte er das Unternehmen noch bis 1996, konnte aber die endgültige Schließung nicht mehr verhindern.


Form 1003-10


Form 1010-17
Dekor Graz, 1964



Form 2025-16
Dekor Bozen, 1965




Firmenmarke, eine Töpferscheibe darstellend.
Diese Marke war in verschiedenen Abwandlungen zwischen 1879 und 1964 in Gebrauch


Firmenmarke ab 1964


Daneben kamen aber auch Aufkleber zum Einsatz




Wie immer bin ich für jeden weiterführenden Hinweis dankbar. 

1 Kommentar:

  1. Meine Oma ist eine geborene Maria Bühler und kommt aus Hörgrenzhausen.Habe viel Keramik von ihr von Merzi und Remy geschenkt bekommen.Sie hat Ludwig Rottland Bauunternehmer aus Düren geheiratet.Gerne würde ich mehr aus der Familiengeschichte erfahren.Denke Gregor Bühler war ihr Bruder. Über Hinweise würde ich mich sehr freuen.

    AntwortenLöschen