Das Kannenbäckerland ist Teil des Westerwaldes. es erstreckt sich mit seinen Hauptorten Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach, Siershahn und Ebernhahn nordöstlich von Koblenz. Seinen Namen verdankt es dem dortigen Sprachgebrauch, da der Brennvorgang als Backen bezeichnet wurde, ebenso, wie der Töpfer ortsüblich Äuler hieß.
Durch seinen Ton- und Waldreichtum und der Nähe zum Rhein (als wichtigster Transport- und Handelsweg) begünstigt wurden hier schon in römischer Zeit Keramiken produziert. Seit dem 17. Jahrhundert gehört das Kannenbäckerland zu den Zentren der Keramikproduktion.
Sein typisches Erzeugnis ist das salzglasierte blaugraue Steinzeug, das wohl noch jeder aus dem Haushalt seiner Eltern oder Großeltern kennt. Es wurden und werden Haushalts- als auch Gebrauchsgeschirre wie Kannen, Krüge, Töpfe und Fässer hergestellt. Diese werden traditionell mit floralen oder ornamentalen Motiven verziert, es finden sich aber auch Tierdarstellungen. Einfach Produkte wurden nur bemalt, aufwändigere Waren wurden zusätzlich in Reeds-(Einritzen) und Kniebis(Eindrücken)-Technik dekoriert.
Mit Beginn der Industrialisierung und der damit verbundenen aufkommenden Massenproduktion war man sich auch im Kannenbäckerland bewußt, daß man geschulte und qualifizierte (Mit-)Arbeiter benötigt. So entschloß man sich 1879 zur Gründung einer Fachschule für Keramik, welche heute noch als Fachschulen für Keramikgestaltung und Keramiktechnik besteht. Das ein entsprechender Bedarf bestand kann man auch daran erkennen, daß es noch in den 1930er Jahren ca. 150 Betriebe gab, davon entfielen auf Höhr-Grenzhausen 60, Baumbach 36 und Ransbach 24 Werke, der Rest verteilte sich auf die kleineren Orte.
Auf der anderen Seite setzte durch das Aufkommen neuer Werkstoffe ein Verdrängungsprozess ein. Typische Produkte wie Einmachtöpfe, Bierkrüge und Mineralwasserflaschen wurden durch Weckgläser und Konservendosen, Biergläser und Glasflaschen ersetzt.
In Höhr-Grenzhausen saßen u.a. die Fabrik von Dümler & Breiden sowie die Manufakturen von Elfriede Balzar-Kopp, Kunow-Drossé und Wim Mühlendyck. Eduard Bay (Bay-Keramik), Wilhelm August Fohr, Jakob Vetter und Johann Übelacker (Ü-Keramik) hatten ihren Sitz in Ransbach, Jakob Schwaderlapp (Jasba) und Johann Peter Korzilius (Jopeko) hatten ihre Werke in Baumbach.